
von Dr. med. Konstantin Wagner
16.10.2023
Brustkrebs - Verlauf & Therapie
Im zweiten Teil der Themenreihe Brustkrebs, wollen wir uns weiter mit dem häufigsten Krebs der Frau beschäftigen. Auf dem Plan stehen: Krankheitsverlauf, Metastasierung, Tumorbiologie und Tumorstadien. Den Abschluss machen Prognose und Therapie.
Wie verläuft eine Brustkrebserkrankung?
Örtliche Ausbreitung: Am Anfang wächst Brustkrebs in das umliegende Brustgewebe, die Haut der Brust oder in die Brustmuskulatur.
Im Laufe der Zeit kann es aber auch zu einer Ablösung von einzelnen Brustkrebszellen kommen, die sich dann über das Blut (=hämatogen) oder über die Lymphflüssigkeit (=lymphogen) weiter im Körper verteilen können.
Lymphogene Metastasierung
Die Aufgabe und Funktion von Lymphknoten ist es, Gewebeflüssigkeit zu filtern. Im Bereich der Achselhöhle (= axillär), unter dem Schlüsselbein (= subklavikulär) und über dem Brustbein (= parasternal) finden sich die für die Brust relevanten Lymphknoten. In den meisten Fällen und abhängig von der Lokalisation des Tumors in der Brust gelangt die mit einzelnen Tumorzellen versehene Lymphflüssigkeit zuerst in die Achselhöhle zum sogenannten Torwächter-Lymphknoten (= Sentinel-Node).
Wichtig ist in diesem Zusammenhang noch zu wissen, dass befallene Lymphknoten im Bereich der erkrankten Brust nicht als Fernmetastasen (=Tochtergeschwülste in weiter entfernten Geweben und Organen) gelten und der Brustkrebs in diesem Fall noch immer als heilbar gilt.
Hämatogene Metastasierung
Das Risiko einer Brustkrebspatientin für Metastasen ist abhängig von verschiedenen Faktoren wie beispielsweise des Tumorstadiums oder der Tumorbiologie.
Typische Orte für Metastasen von Brustkrebs sind:
- Knochen
- Leber
- Lunge und Lungenfell
- Gehirn
- Leber
Tumorbiologie
Wie oben erwähnt, hat jeder Brustkrebs eine individuelle Zusammensetzung, die Tumorbiologie genannt wird. Diese speziellen Eigenschaften jedes Tumors geben Informationen über die Prognose und beeinflussen die Therapiemöglichkeiten, um die es in den nächsten Tagen auch noch gehen wird. Eigenschaften, die wir uns dabei anschauen und die uns helfen, den Tumor einzuordnen sind:
- Ursprung > von welchem Gewebe und Zelltyp geht der Brustkrebs aus (duktal = vom Drüsengang ausgehend vs. Lobulär = vom Drüsenläppchen ausgehend vs. Misch- und Sonderformen)
- Bösartigkeit = Grading > wie sehr unterscheiden sich die Krebszellen von normalen Zellen? Wie aggressiv sind die Krebszellen?
- Wachstumsverhalten > Zellteilungs-Marker Ki67 - wie schnell wachsen die Krebszellen?
- Hormonempfindlichkeit > sind auf der Tumorzelle Bindestellen (=Rezeptoren) für Östrogen und/ oder Progesteron?
- HER2-Status > haben die Krebszellen Bindestellen für den Wachstumsfaktor HER2? Wie viele haben sie?
Tumorstadien
Natürlich gibt es bei Brustkrebs wie bei nahezu allen Krebsformen eine detaillierte Stadieneinteilung nach verschiedenen Systemen (z. B. TNM-System oder UICC). Für das allgemeine Verständnis reicht es aber zwischen frühem, örtlich begrenztem Brustkrebs und spätem, fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs zu unterscheiden:
- Früher/ örtlich begrenzter Brustkrebs: Der Tumor ist auf die Brust begrenzt und hat sich maximal in umliegende Lymphknoten ausgebreitet. Da keine Fernmetastasen vorliegen, ist der frühe Brustkrebs meist heilbar.
- Später/ fortgeschrittener/ metastasierter Brustkrebs: Der Tumor hat Tochtergeschwülste in weiter entfernten Geweben und Organen gebildet.
Prognose
Durch die frühe Diagnose dank Früherkennung und Screening, um die es morgen noch im Detail gehen wird, und stetig verbesserte Therapiemöglichkeiten haben die meisten Brustkrebspatientinnen eine gute Prognose, da es sich um ein frühes Stadium handelt.
Die relative 5-Jahres-Überlebensrate lag 2019 bei 88%, die 10-Jahres-Überlebensrate bei 83%.
Therapie
Die Therapie des Brustkrebs besteht aus mehreren großen Säulen:
Operation
- brusterhaltende Operationen
- Mastektomie = Entfernung der Brust, die ggf. mit einem Wiederaufbau beispielsweise mit einem Implantat kombiniert werden kann.
- Lymphknotenentfernung: Sentinel-Node-Biopsie (= Wächterlymphknotenbiopsie, die Wächterlymphknoten, meist 3, sind die ersten Lymphknoten, in die die Gewebsflüssigkeit aus der Tumorregion, abfließt)) vs. Entfernung mehrer Achsellymphknoten
Bestrahlung
- Die brusterhaltende Operation muss immer mit einer Bestrahlung kombiniert werden und ist dann genauso sicher, wie eine Entfernung der Brust.
- Einsatz auch bei einem Rezidiv (=Rückfall) oder fortgeschrittenen Krankheitsstadium beispielsweise bei Knochenmetastasen möglich.
Antihormonelle Therapie
- Blockierung der Hormonrezeptoren bei hormonsensiblem Brustkrebs. .
- Medikamente: Tamoxifen, Aromatasehemmer, GnRH-Analoga, Fulvestrant
Chemotherapie
- adjuvant = nach der Operation, um das Rückfallrisiko zu senken.
- neoadjuvant = vor der Operation - senkt das Rückfallrisiko, das Ansprechen des Tumors kann beurteilt werden und beispielsweise kann der Tumor verkleinert und erst dadurch operabel gemacht werden.
- palliativ = lindernde Behandlung, wenn der Krebs nicht mehr heilbar ist.
Zielgerichtete Verfahren
- Relativ neues Therapieverfahren, diese Substanzen blockieren gezielt Vorgänge in den Krebszellen, die für das Wachstum von Tumorgewebe wichtig sind.
Quellen:
Dr. med. Konstantin Wagner
Hallo, ich heiße Konstantin und bin Facharzt für Gynäkologie und Geburtsmedizin. Nach meinem Medizinstudium in München habe ich von 2015 bis 2020 in einer maximalversorgenden Klinik in Kassel gearbeitet. Dort hatte ich es mit unzähligen spannenden Fällen zu tun, betreute hunderte Geburten und sammelte einen großen medizinischen Erfahrungsschatz. Seit 2020 widme ich mich der niedergelassenen Tätigkeit in meiner eigenen gynäkologischen Praxis in Kassel.
Im Kontakt mit meinen Patientinnen wurde mir bewusst, wie schwer es medizinischen Laien oft fällt, echte Fachinformationen von Mythen und Internet-Panikmache zu unterscheiden. Ich habe es mir daher zur Aufgabe gemacht, fundiertes Wissen zu meinen Fachgebieten zur Verfügung zu stellen – in verschiedensten Formaten sowie auf nachvollziehbare und kurzweilige Weise.