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von Dr. med. Konstantin Wagner

01.11.2018

Welcher Geburtsort ist der richtige?

Wo möch­ten wir ent­bin­den, wo soll un­ser Kind auf die Welt kom­men?

Reizt uns der ro­man­ti­sche Ge­dan­ke ei­ner Haus­ge­burt, möch­ten wir die Si­cher­heit der Kli­nik, oder viel­leicht ist das Ge­burts­haus ein gu­ter Mit­tel­weg für uns?

Ich möch­te ganz of­fen sein: als Arzt in ei­ner Kli­nik der Ma­xi­mal­ver­sor­gung bin ich na­tür­lich nicht zur Gän­ze un­vor­ein­ge­nom­men. Bei uns gibt es vie­le wun­der­vol­le Ver­läu­fe und Ge­bur­ten, aber na­tür­lich kom­men in eine sol­che Kli­nik auch un­schö­ne Ver­läu­fe, Not­fäl­le und an­de­re Schick­sa­le. Ich ver­spre­che je­doch im Fol­gen­den Vor­zü­ge und Nach­tei­le der ein­zel­nen In­sti­tu­tio­nen so neu­tral und wert­frei zu be­schrei­ben wie ir­gend mög­lich.

Die ge­mein­sa­me Ro­man­ze - die Haus­ge­burt:

Ge­wohn­te Ge­rü­che, ge­wohn­te Um­ge­bung, ge­lieb­te Men­schen, die sich um mich küm­mern und mich be­treu­en. Un­ter We­hen darf ich flu­chen, schrei­en, zwei­feln, ze­tern. Hier kennt man mich, hier ist mir das egal. In der We­hen­pau­se ein Schluck aus der Lieb­lings­tas­se. Ich spü­re das Köpf­chen be­reit und samm­le Kraft für die letz­te Wehe. Dann ist es über­stan­den, das pure Glück. Ich hal­te die­ses wun­der­schö­ne Ge­schöpf in den Ar­men. Es ist so klein und hilf­los, so wun­der­schön warm und riecht nach Le­ben. „Hier ist dein zu­hau­se, hier wirst du groß“ Er steht ne­ben mir und küsst mir die Stirn, ver­sucht sei­ne Emo­tio­nen zu bän­di­gen. Ich mer­ke sei­ne Trä­nen auf mei­ner Stirn und wie sei­ne kalt­schwei­ßi­gen Hän­de zit­tern. „Al­les ist gut. Wir drei ha­ben es ge­schafft“ flüs­te­re ich und den­ke ...“und was wäre pas­siert, wenn...“

Wenn man sich für eine Haus­ge­burt ent­schei­det soll­te man sich zu­vor in­for­mie­ren, re­den, ab­spre­chen und ei­nen Plan B im Hin­ter­kopf ha­ben. Sta­ti­si­tisch ge­se­hen sind Haus­ge­bur­ten sehr si­cher. Im Vor­feld wird ge­schaut, ob Ri­si­ken vor­lie­gen. Die zu­stän­di­ge Heb­am­me macht mit­un­ter die Vor­sor­ge und weiß das Ri­si­ko­pro­fil ein­zu­schät­zen. Ein Plan B ist den­noch nicht ver­kehrt. Eine Ge­burt kann wie von selbst ge­hen und als die ein­fachs­te Sa­che der Welt er­schei­nen, aber soll­te es ir­gend­wo „hän­gen“ und nicht so lau­fen wie ge­dacht, braucht man Lö­sun­gen.

Der Mit­tel­weg – das Ge­burts­haus

Ge­burts­häu­ser sind meist von Heb­am­men ge­lei­te­te und ge­führ­te Ein­rich­tun­gen, wel­che sich ex­pli­zit von Kli­ni­ken ab­gren­zen und eine fach­lich ge­führ­te Ge­burts­hil­fe an­bie­ten. Soll­te ei­nem also die Kli­nik zu an­onym und zu sehr ... ein­fach Kran­ken­haus sein, das Zu­hau­se aber zu ris­kant und be­ängs­ti­gend, soll­te man sich ein­mal nach gu­ten Ge­burts­häu­sern um­schau­en. Man­che Ge­burts­häu­ser ha­ben so­gar die Mög­lich­keit CTGs, also die kind­li­chen Herz­tö­ne ab­zu­lei­ten. Wenn man un­ter Ge­burt also un­si­cher, ver­ängs­tigt und rast­los wird, oder die Ge­burt mal ins sto­cken ge­rät, hat man er­fah­re­ne An­sprech­part­ner um sich, die eine be­treu­en und ei­nen Plan ma­chen kön­nen. Je­doch gilt auch hier: soll­te es un­ter Ge­burt Kind und/oder Mut­ter akut schlech­ter ge­hen, oder es nach Ge­burt zu ex­trem star­ken Blu­tun­gen kom­men, wo jede Mi­nu­te zählt, kann der Weg zu Kli­nik sehr lang wer­den. Man soll­te sich also auch hier die oben be­schrie­be­ne Rech­nung noch­mal ge­nau über­le­gen.

Ste­ri­le Si­cher­heit – die Kli­nik

Ste­ril, an­onym, über­ar­bei­te­tes Per­so­nal, ich mag ein­fach kei­ne Kran­ken­häu­ser. Aus­sa­gen, die wir na­tür­lich täg­lich hö­ren und die ich per­sön­lich nach­voll­zie­hen kann.

Die Ge­burt ei­nes Kin­des ist eine un­glaub­li­che und ein­zig­ar­ti­ge Mo­ment­auf­nah­me im Le­ben zwei­er Men­schen. Ein Mo­ment, der zum ei­nen her­bei­ge­sehnt und doch mit ängst­li­cher Er­war­tung ge­gen­über­ge­stan­den wird. Ein Mo­ment, der un­wie­der­bring­li­cher ist als an­de­re Mo­men­te im Le­ben ei­ner Frau. Ein Mo­ment, an den man im Lau­fe sei­nes gan­zen Le­bens er­in­nert wird. Und ich fin­de, man soll sich ger­ne er­in­nern. Man soll lä­cheln, schmun­zeln und sei­nem Kind ei­nes Ta­ges da­von er­zäh­len kön­nen, ohne das sich ei­nem der Ma­gen ver­krampft.

Ich möch­te es gar nicht be­schö­ni­gen. In ei­ner gro­ßen Kli­nik wie wir es sind, ge­biert man bei über 2300 Ge­bur­ten im Jahr als eine un­ter vie­len. Un­se­re Auf­ga­be ist es, jede Frau mit der­sel­ben Hin­ga­be und Auf­merk­sam­keit zu be­treu­en, als sei und blei­be sie die Ers­te und Letz­te im Jahr. Ich kann nicht für alle Ge­burts­kli­ni­ken in Deutsch­land spre­chen, je­doch ist bei uns ge­nau das der An­spruch.

Es ist zwar nicht das ei­ge­ne Wohn­zim­mer, aber un­se­rer Kreiß­sä­le sind so kom­for­ta­bel und wohn­lich wie ein Kreiß­saal sein kann. Eine Frau un­ter Ge­burt ist bei uns Prot­ago­nis­tin des Stücks und hat ab­so­lu­te! Prio­ri­tät. Al­les an­de­re kann, soll und muss war­ten.

Heb­am­men, Ärz­te, Ser­vice­kräf­te be­treu­en ei­nen die gan­ze Ge­burt über und als Ge­bä­ren­de hat man stets die Ge­wiss­heit in si­che­ren und gu­ten Hän­den zu sein. Die ma­xi­ma­le Kom­pe­tenz und Si­cher­heit bie­tet na­tür­lich eine Kli­nik mit Kin­der­in­ten­siv­sta­ti­on. Soll­te es wirk­lich zu Kom­pli­ka­tio­nen kom­men, wird es in ei­ner sol­chen Kli­nik Lö­sun­gen und Wege ge­ben, um Mut­ter und Kind best­mög­lich zu ver­sor­gen. Hier er­kauft man sich also ein ab­so­lu­tes Si­cher­heits­netz für Mut­ter und Kind mit Weiß­kit­teln und Kran­ken­hau­ses­sen.

Üb­ri­gens bie­ten vie­le Ge­burts­kli­ni­ken auch am­bu­lan­te Ge­bur­ten an.

Ab­schlie­ßend muss man sich also den Preis über­le­gen, den man be­reit ist zu zah­len.

Ich per­sön­lich habe vie­le Ge­bur­ten be­glei­tet und viel er­lebt, trotz­dem wür­de ich mich je­der­zeit für eine Ge­burt in ei­ner Kli­nik der Ma­xi­mal­ver­sor­gung mit Neo­na­to­lo­gie ent­schei­den. Nicht weil ich Wer­bung für Ge­burts­kli­ni­ken be­trie­ben möch­te, son­dern weil mir die Si­cher­heit mei­ner Fa­mi­lie mehr Wert ist als al­les an­de­re auf der Welt.



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Dr. med. Konstantin Wagner

Hallo, ich heiße Konstantin und bin Facharzt für Gynäkologie und Geburtsmedizin. Nach meinem Medizinstudium in München habe ich von 2015 bis 2020 in einer maximalversorgenden Klinik in Kassel gearbeitet. Dort hatte ich es mit unzähligen spannenden Fällen zu tun, betreute hunderte Geburten und sammelte einen großen medizinischen Erfahrungsschatz. Seit 2020 widme ich mich der niedergelassenen Tätigkeit in meiner eigenen gynäkologischen Praxis in Kassel.

Im Kon­takt mit mei­nen Pa­ti­en­tin­nen wur­de mir be­wusst, wie schwer es me­di­zi­ni­schen Lai­en oft fällt, ech­te Fach­in­for­ma­tio­nen von My­then und In­ter­net-Pa­nik­ma­che zu un­ter­schei­den. Ich habe es mir da­her zur Auf­ga­be ge­macht, fun­dier­tes Wis­sen zu mei­nen Fach­ge­bie­ten zur Ver­fü­gung zu stel­len – in ver­schie­dens­ten For­ma­ten so­wie auf nach­voll­zieh­ba­re und kurz­wei­li­ge Wei­se.