
von Dr. med. Konstantin Wagner
17.11.2024
Frühgeborene in Zahlen: In Deutschland kommt ca. jedes 12. Kind zu früh zur Welt. Zu früh, das bedeutet eine Geburt vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche, also bis 36+6 SSW. Im Jahr 2023 waren das 53.137 Kinder.
Von diesen wurden die meisten Kinder zwischen der 32. und der 36. SSW geboren, ca. 9.000 Kinder wurden noch vor der 32. SSW geboren und hatten damit erheblich schwierigere Startbedingungen als reifgeborene Kinder.
Frühgeborenen Babys fehlen wichtige Reifungsschritte. Die hätten sie eigentlich noch im Bauch ihrer Mutter erreichen sollen.
Je kürzer die Schwangerschaft war und je niedriger das Geburtsgewicht, desto anfälliger sind die Kinder für Komplikationen. Aufgrund der Unreife der Organe kann es zum Beispiel zu Schwierigkeiten bei der Atmung kommen. Ebenso sind Herzprobleme oder Hirnblutungen, sowie eine Infektion des Darms gefürchtet. Auch ist das kindliche Immunsystem generell noch nicht ausgereift und die Gefahr einer Infektion ist deutlich erhöht.
nach dem Schwangerschaftsalter:
Späte Frühgeborene (34. bis 36. SSW)
extreme Frühgeborene (vor 28. SSW)
nach Gewicht
Für Eltern ist eine Frühgeburt nicht selten ein Schock. So fest hatte man sich doch vorher an den Zeitraum um den errechneten Geburtstermin gehalten und alles geplant. Es gibt natürlich auch Frühgeburten, die sich ankündigen, nicht selten bei Mehrlingsschwangerschaften. Doch auch dann stehen Eltern vor einigen Problemen.
Das Baby darf eben nicht wie erhofft gleich mit Entlassung der Mutter mit nach Hause, sondern bleibt erstmal im Krankenhaus. So wird die Strecke von zu Hause in die Klinik meist zur täglichen Routine. Und auch schon davor liegen Mutter und Kind meist auf unterschiedlichen Stationen.
Wochenbett für die Mutter? Oft kaum realisierbar nach einer Frühgeburt.
Je kleiner und damit leichter das Baby, desto größer sind die Sorgen um das Kind.
Aber auch Eltern von sogenannten späten Frühgeborenen kämpfen mit einigen Startschwierigkeiten und benötigen mehr Unterstützung, zum Beispiel beim Stillen.
Auch Väter sind in dieser Zeit oft belastet und können ebenfalls eine Wochenbettdepression entwickeln.
Daher brauchen Eltern in dieser Zeit gute Begleitung und Entlastung, wo es geht.
Grob lassen sich kindliche Ursachen, wie z.B. eine Infektion oder Mehrlingsschwangerschaft, von mütterlichen Ursachen unterscheiden.
Diese sind:
1. Mutterschutz
Bei einer Frühgeburt verlängert sich der Mutterschutz nach Geburt von 8 auf 12 Wochen. Auch bei Mehrlingen und wenn innerhalb des Mutterschutzes eine Behinderung des Kindes festgestellt wird, beträgt der Mutterschutz 12 Wochen.
Wird das Kind vor dem errechneten Termin geboren ohne, dass es als Frühchen zählt, werden die “verlorenen” Tage von vor der Geburt auf den Mutterschutz nach der Geburt angerechnet.
2. Elternzeit
Im Prinzip ändert sich an der Länge der Elternzeit nichts. Sie beginnt nur später, da der Mutterschutz länger ist.
3. Elterngeld
Wird das Kind mehr als 6 Wochen vor dem errechneten Termin geboren, erhalten Eltern zusätzliche Elterngeldmonate. Der Anspruch ist gestaffelt nach den Wochen, die das Kind zu früh geboren wurde.
Sind die ersten Wochen nach dem schwierigen Start ins Leben gemeistert, darf das Baby endlich mit nach Hause. Meist findet das grob um den errechneten Geburtstermin statt. Wichtig und entscheidend ist aber, wie es dem Baby geht und wie es sich entwickelt hat. Auch das Gewicht ist oft ein Entscheidungskriterium.
Auch jetzt gibt es oft noch Besonderheiten zu beachten, die mit dem Krankenhaus vor Entlassung abgestimmt werden.
In einer großen US-amerikanischen Studie zur Gesundheit von Frühgeborenen wurden Frühchen und zeitgerecht geborene Babys bis zum 35. Lebensjahr begleitet.
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Frühchen auch über die Kindheit hinaus erhöhte Risiken haben:
Es ist also auch für erwachsene Frühgeborene sinnvoll, einen zu frühen Start ins Leben bei ihren Ärztinnen und Ärzten zu erwähnen. Auch ein bewusster Lebensstil ist für Betroffene besonders sinnvoll.
Eltern-Hotline des Bundesverbands Das frühgeborene Kind: 0800 - 875 877 0
Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 9 Uhr bis 12 Uhr und
Mittwoch von 16 Uhr bis 19 Uhr
Hallo, ich heiße Konstantin und bin Facharzt für Gynäkologie und Geburtsmedizin. Nach meinem Medizinstudium in München habe ich von 2015 bis 2020 in einer maximalversorgenden Klinik in Kassel gearbeitet. Dort hatte ich es mit unzähligen spannenden Fällen zu tun, betreute hunderte Geburten und sammelte einen großen medizinischen Erfahrungsschatz. Seit 2020 widme ich mich der niedergelassenen Tätigkeit in meiner eigenen gynäkologischen Praxis in Kassel.
Im Kontakt mit meinen Patientinnen wurde mir bewusst, wie schwer es medizinischen Laien oft fällt, echte Fachinformationen von Mythen und Internet-Panikmache zu unterscheiden. Ich habe es mir daher zur Aufgabe gemacht, fundiertes Wissen zu meinen Fachgebieten zur Verfügung zu stellen – in verschiedensten Formaten sowie auf nachvollziehbare und kurzweilige Weise.
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