
von Dr. med. Konstantin Wagner
08.12.2025
Verhüten, aber wie?
Irgendwie spricht jeder darüber, wenn es konkret wird, sind dann aber meist doch noch Fragen offen.
Welche Verhütungsmethode ist für wen sinnvoll und welche Nebenwirkungen sind relevant?
Ganz grundsätzlich lassen sich nicht hormonelle und hormonelle Verhütungsmethoden unterscheiden.
Die hormonellen Verhütungsmethoden bestechen durch eine hohe Sicherheit, sind aber in den letzten Jahren aufgrund ihrer Nebenwirkungen etwas in Verruf geraten. Trotzdem stellen sie, gerade wenn eine Schwangerschaft absolut vermieden werden soll, eine gute Option dar.
Man unterscheidet verschiedene Hormonarten: eine kombinierte Pille (“Die Pille”), sowie verschiedene Produkte mit einem Gestagen (Gelbkörperhormon), die unterschiedlich verabreicht werden.
Die Pille - ein Kombinationspräparat
Hier werden die Hormone Östrogen und um ein Gestagen miteinander in einer Tablette zum täglichen Einnehmen kombiniert. Durch die Hemmung der körpereigenen Hormonproduktion wird der Eisprung verhindert.
Wichtig ist, dass die Pille jeden Tag zu einer ähnlichen Uhrzeit eingenommen werden muss, spätestens innerhalb von 12 Stunden, um einen Verhütungsschutz zu gewährleisten. Dieser relativ lange Zeitraum ist gleichzeitig ein Vorteil gegenüber der Minipille, die meist einen kleineren Zeitraum toleriert.
Nicht geeignet ist die Pille u.a. für Raucherinnen und adipöse Frauen (v.a. ab Adipositas Grad 2)
Die Minipille - ein reines Gestagen Präparat
Die Minipille besteht dagegen nur aus einem Gestagen. Die Empfängnisverhütung beruht hier auf der Veränderung des Zervixschleims und einem gestörten Schleimhautaufbau in der Gebärmutter.
Nachteile können Zwischenblutungen sein, für Anwenderinnen, für die eine Kombinationspille nicht in Frage kommt (z.B. in der Stillzeit) ist die Minipille aber oft eine gute Alternative.
Weitere Anwendungsmöglichkeiten von Gestagenen
Gestagene können auch auf andere Weise verabreicht werden. So gibt es z.B. die Möglichkeit der Drei-Monats-Spritze, bei der ein Hormondepot unter die Haut oder in den Muskel angelegt wird, das sich nach und nach abbaut. Beim Hormonimplantat wird ein Stäbchen in den Oberarm appliziert, das über bis zu drei Jahre die Hormone abgibt. Auch eine Spirale, die in die Gebärmutterhöhle eingesetzt wird und dort lokal Hormone freisetzt, ist möglich. (Liegedauer ca. 3-8 Jahre).
Diese Anwendungen sind für eine längerfristige Verhütung entwickelt und haben den Vorteil, dass nicht täglich an die Verhütung gedacht werden muss.
Nicht-hormonelle Verhütungsmethoden
Daneben gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, ohne Hormone zu verhüten.
Allen voran natürlich der bekannteste Vertreter: das Kondom.
Mechanische Verhütungsmethoden:
Das Kondom besteht aus einer dünnen Latexhülle und wird direkt vor dem Geschlechtsverkehr über den erigierten Penis gezogen und direkt danach wieder entfernt. Wichtig ist die korrekte Anwendung, Lagerung und die Überprüfung des Haltbarkeitsdatums.
Wie auch das Kondom ist auch das Femidom eine mechanische Verhütungsmethode. Angewendet wird dieses Einmalpräparat, wie der Name schon vermuten lässt, von der Frau selbst.
Es wird vor dem Geschlechtsverkehr in die Vagina eingeführt und dort platziert. Der Gebrauch ist etwas umständlich und die Sicherheit ist leider etwas geringer als beim Kondom.
Entscheidender Vorteil von Kondom und Femidom ist, ihr Alleinstellungsmerkmal gegen sexuell übertragbare Krankheiten zu schützen. Daher ist auch eine Kombination mit diesen immer sinnvoll, gerade wenn es sich um wechselnde oder ungetestete Geschlechtspartner handelt.
Nachteilig ist die Abhängigkeit von der korrekten Anwendung.
Chemische Verhütungsmethoden
Es gibt eine Reihe verschiedener Präparate (Schau, Gel, Zäpfchen), deren Wirkung auf der Abtötung von Spermien basiert.
Meist werden diese mit einer weniger sicheren Barrieremethode (pessar oder Diaphragma) kombiniert.
Vorteil ist die Anwendung bei Bedarf, es besteht jedoch kein ein Schutz gegen Sexuell übertragbare Krankheiten, außerdem kann es zu Hautreizungen kommen.
Intrauterinpessare
Nicht hormonhaltig, sondern aus Kupfer bestehend, wird diese Spirale (oder Kupferketten) ebenfalls in die Gebärmutterhöhle eingesetzt.
Die Verhütungswirkung ist wahrscheinlich eine Kombination aus direkter Wirkung des Kupfers auf Spermien oder Embryo, auch die Gebärmutterschleimhaut wird gereizt und am kompletten Aufbau gehindert.
Vorteile sind der sichere Empfängnisschutz und die lange Wirkung ohne täglich daran zu denken.
Nachteilig sind die häufig auftretenden stärkeren und schmerzintensiveren Blutungen, sowie ein erhöhtes Infektionsrisiko in den ersten Wochen nach Einlage. Auch der Fakt,dass eine Schwangerschaft teilweise erst bei Einnistung verhindert wird, dürfte manche Frauen abschrecken.
Sterilisation
Als endgültige und sehr sichere Methode gibt es sowohl die Sterilisation bei der Frau als auch beim Mann.
Bei der Frau ist hierfür ein Eingriff in der Bauchhöhle nötig, der meist minimalinvasiv oder im Rahmen eines Kaiserschnitts durchgeführt wird.
Beim Mann lässt sich die Durchtrennung der Samenleiter (Vasektomie) meist deutlich risiko- und nebenwirkungsärmer in einem kleineren Eingriff durchführen. Wichtig ist hier, die Nachkontrolle, denn erst bei spermienfreien Ejakulat ist eine sichere Empfängnisverhütung gegeben.
Zykluscomputer
Seit 2025 gibt es erstmals auch die Möglichkeit Zykluscomputer , als kleine Labore für zu Hause, zur Empfängnisverhütung einzusetzen. Dabei werden täglich die Hormone z.B aus dem Speichel analysiert, um den Stand im Zyklus zu erfahren.
Klarer Vorteil ist, dass diese Methode ohne Eingriff in den Körper auskommt. Jedoch ist es Voraussetzung, sich nach der jeweiligen Zyklusphase zu richten und ggf. z.B. auf Kondom oder ähnliches auszuweichen. Zudem sind die Produkte noch relativ teuer.
NFP - Natürliche Familienplanung
Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Zyklus kommt immer mehr ins Bewusstsein der Frauen. Damit entsteht eine große Chance, das Wissen über den eigenen Zyklus auch zur Empfängnisverhütung zu nutzen. Sicher wird dies jedoch erst, wenn mindestens zwei Zeichen kombiniert werden, z.B. die Beobachtung des Zervixschleims und die Temperatur, die jeweils morgens vor dem Aufstehen in Ruhe gemessen wird.
Was man gewinnt, ist dann aber nicht nur mehr Bewusstsein für den eigenen Körper, sondern eine ganz individuelle Form der natürlichen Verhütung mit einer hohen Sicherheit.
Willst du mehr darüber erfahren? Schau gern zu unserem Kursangebot: NFP nach Sensiplan ®, in dem du alles lernst, was du wissen musst!
Quellen:
Amboss: Hormonelle Kontrazeption. Zuletzt bearbeitet am 1.12.2025
Aufgerufen am 08.12.2025
Amboss: Nicht-hormonelle Komtrazeption. Zuletzt bearbeitet 02.07.2025
Aufgerufen am 08.12.2025
Hallo, ich heiße Konstantin und bin Facharzt für Gynäkologie und Geburtsmedizin. Nach meinem Medizinstudium in München habe ich von 2015 bis 2020 in einer maximalversorgenden Klinik in Kassel gearbeitet. Dort hatte ich es mit unzähligen spannenden Fällen zu tun, betreute hunderte Geburten und sammelte einen großen medizinischen Erfahrungsschatz. Seit 2020 widme ich mich der niedergelassenen Tätigkeit in meiner eigenen gynäkologischen Praxis in Kassel.
Im Kontakt mit meinen Patientinnen wurde mir bewusst, wie schwer es medizinischen Laien oft fällt, echte Fachinformationen von Mythen und Internet-Panikmache zu unterscheiden. Ich habe es mir daher zur Aufgabe gemacht, fundiertes Wissen zu meinen Fachgebieten zur Verfügung zu stellen – in verschiedensten Formaten sowie auf nachvollziehbare und kurzweilige Weise.
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